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Vom Fersenläufer zum Mittelfußläufer zum Barfußläufer

Jahrzehnte lang war ich als klassischer Fersenläufer mit schön gedämpften Laufschuhen unterwegs. So hatte ich es schon in meiner Ausbildung zum Lauftreffleiter gelernt. Immer schön die Ferse aufsetzten und dann über die Großzehe nach vorne abrollen. Von Verletzungen blieb ich weitgehend verschont, allerdings war mein Laufpensum sowie mein Anspruch auf tolle  Laufzeiten auch nicht besonders ausgeprägt.

Voll Enthusiasmus hatte ich mir vor ungefähr 3 Jahren ein Paar Minimallaufschuhe zugelegt und damit ging es dann völlig unvorbereitet auf die Piste. Dachte noch, bin ja kein Laufanfänger. Die Realität sah leider etwas anders aus. Barfußlaufschuhe – ein Erfahrungsbericht mit Tipps für Einsteiger

Kurz zusammengefasst

meine Beinmuskulatur war ausgesprochen beleidigt. Da hatten sie sich doch jahrelang an die komfortable Dämpfung bei mindestens 12mm Sprengung  gewöhnt. Und jetzt auf einmal ist eine flache Fußstellung und auf dem Mittelfuß laufen gefordert. Da hatte sie wohl gar keine Lust drauf.

Was tun?

Ich sah da nur zwei Möglichkeiten. Entweder meine Laufstrecken stark reduzieren und quasi das Laufen wieder neu zu erlernen, oder ein ganz langsamer bedächtiger Umstieg. Da ich aber nun einmal gerne auch längere Strecken laufen wollte, denn Laufen macht mir vor allem Spaß, kam für mich nur die zweite Alternative in Betracht.

So war ich dann monatelang auf gedämpften Laufschuhen mit 8 mm Sprengung unterwegs. Sukzessive erhöhte ich die Schrittfrequenz, reduzierte die Schrittlänge, arbeitete an der Körperposition und optimierte meine Fußauftrittpunkt. Dehnübungen an der Treppe, Fußgymnastik (u. a. der kurze Fuß nach Janda) zur Kräftigung des Fußgewölbes, sowie Wadenheber nahmen Einzug ins tägliche Training.

Aktuell

Derzeit kann ich locker 10 Kilometer in meinen Merrell Trail Glove Minimalschuhen laufen. Dabei bin ich allerdings nicht auf Teerstraßen unterwegs. Bei längeren Strecken greife ich dann doch noch gerne zu gedämpften Schuhen, sonst wird es speziell meiner Wadenmuskulatur zu viel. Dabei rolle ich jetzt allerdings nicht mehr über die Ferse ab.

Ich bin jetzt über die Jahre kein dogmatischer Minimalschuhläufer geworden, doch der Sinn des Fersenlaufes erschließt sich mir heute nicht mehr.

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18 Kommentare

  • Ganz ähnlich erging es mir und einem Mitläufer. Die ganz langen Strecken laufe ich bereits in weniger stabilen Schuhen, aber auf ganz leichte kann ich da noch nicht setzen. Ab und an laufe ich ganz kurze Strecken auch gern mit Barfußschuhen.

    • Du hast ja vor einigen Wochen mit den Fivefingers begonnen, wie kommst du damit klar? Welche Strecken läufst du?

      • auf den wenigen kurzen (Geh-)Strecken finde ich siie sehr sehr angenehm, allerdings kann ich nicht so schnell mit ihnen gehen, wie ich es gewohnt bin.
        Die Laufstrecken laufe ich bisher immer noch mit den gedämpften Laufschuhen. Ich wohne in der Stadt und es dauert ein paar Meter, bis ich keinen Asphalt mehr unter den Füßen habe. Davor habe ich bisher großen Respekt…

  • Der Fersenlauf macht auch absolut keinen Sinn. Durch das Aufsetzen der Ferse wird das Knie voll gestreckt. Es gibt also keinen “Stoßdämpfer”, der die Stoßbelastung beim Laufen abfängt. Stattdessen wird diese Belastung über das gestreckte Knie an Hüfte und Rücken weitergegeben. Wenn ich auf dem Mittelfuß/Vorfuß lande, ist das Knie leicht gebeugt und dient als Stoßdämper. Hüfte und Rücken werden weniger belastet.

    • Genau so sehe ich das auch. Bevor in den 60er Jahren die Laufschuhe erfunden wurden, gab es wahrscheinlich gar keine Fersenläufer.

  • Danke für diesen Beitrag. Fühle ich mich doch direkt angesprochen, denn er passt zu meiner derzeitigen Situation. Ferner fühle ich mich darin bestätigt, meine gedämpften Schuhe zu verbannen.

    Als ich vor jetzt fast zwei Jahren begann, auf die Langstrecken umzusteigen, kaufte ich mir auch gleich ein Paar gedämpfte Laufschuhe mit entsprechender Sprengung. Die Empfehlung bekam ich auch noch in einem Fachgeschäft, bei dem ich eine Laufbandanalyse machen ließ. Darauf hatte ich mich natürlich verlassen. Und ich war ein Fersenläufer.

    Gegen Ende letzten Jahres fingen dann meine Knieprobleme an. Ein Läuferfreund sagte mir dann, ich solle diese Schuhe aus meinem Schrank verbannen und auf Minimalschuhe umsteigen; möglichst ohne Dämpfung und ohne Sprengung.

    Gesagt, getan, aber dann machte ich wohl einen großen Fehler. Ich hatte aus meiner Sprinterzeit noch ein Paar Minimalschuhe (ohne Dämpfung, ohne Sprengung) und lief gleich einmal 6 km damit. Zunächst hatte ich keine Probleme, die wurden mit der Zeit aber immer größer. Die Umstellung war doch zu radikal gewesen. Ich hätte mich, wie von dir beschrieben, langsam an die Veränderung heran tasten müssen.

    So lebe ich seit Wochen zwischen Hoffen und Bangen und bin jetzt seit 8 Wochen überhaupt nicht mehr gelaufen, da mein linkes Knie durch eine Entzündung der Bänder geschwollen ist. Sobald mein Knie keine Probleme mehr bereitet, werde ich wirklich “langsam” wieder anfangen und auch die Umfänge erst einmal stark reduzieren. Zumindest hat mir dein Artikel und auch die Kommentare von den anderen wieder Hoffnung gegeben.

    DANKE und sportliche Grüße Robert

    • Vielen Dank für deine ausführliche Leidensgeschichte. Hoffentlich geht es deinem Knie bald wieder etwas besser. Ich habe es zuerst auch nicht geglaubt aber solche Umstellungsprozesse benötigen sehr, sehr viel Zeit. Liebe Grüße Norbert

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